Der Georgengarten

 

Das Georgium ist Teil der, auf Betreiben des Fürsten und späteren Herzogs Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) erfolgten, umfassenden Landesverschönerung, die das kleine Fürstentum in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sprichwörtlich in ein "Gartenreich" verwandelte. 1780 begann Prinz Johann Georg (1748-1811), der jüngere Bruder des regierenden Fürsten, nordwestlich Dessaus mit der Anlage seines großen Landschaftsgartens, dem nicht wenige Zeitgenossen sogar den Vorrang vor den Wörlitzer "Kunstschöpfungen" gaben.

 

Auf unwirtlichem Terrain, geprägt von lehm- und sandhaltigen Böden sowie sumpfigen Auenwaldresten entstand ein stimmungsvoller Park mit zahlreichen, an italienischen und englischen Formen orientierten Motiven, einer empfindsamen melancholischen Gartenpartie und dem großräumigen Naturpark des Beckerbruchs mit der Anbindung an den Elbstrom. Durch Obstbaumalleen, die die Acker- und Wiesenlandschaft durchzogen, sowie lange Sichtbeziehungen über die Felder hinweg bis hin zu Staffagemotiven auf den weit entfernt angelegten Hochwasserschutzwällen erhielten auch die umliegenden Feldfluren neben dem agrarwirtschaftlichen Faktor eine ganz neue, gestalterische Funktion.

 

Als die Arbeiten am Park vor der Übersiedlung des Bauherrn nach Wien 1804 zu einem gewissen Abschluss gelangten, waren knapp drei Quadratkilometer in die Gesamtanlage einbezogen.

 

Schon im 19. Jahrhundert wurde dem Park nicht mehr die Pflege zuteil, der er seiner kulturhistorischen Bedeutung wegen bedurft hätte. Infolge wachsender Industrialisierung zogen sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Dessauer Wohnbauten bis an den Gartenkern heran.

In den 1960er Jahren begannen die Rekonstruktionsmaßnahmen. 1988 erfolgte durch die UNESCO die Einbeziehung des Parkes in das Biosphärenreservat Mittlere Elbe, die Abteilung Kultur der Europäischen Union zeichnete 1994 den Garten als einen der förderungswürdigsten Europas aus und im Jahre 2000 wurde er als Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs in die Liste des UNESCO-Welt-Kulturerbes aufgenommen.